Diplomatische Lösungen sollten niemals gänzlich ausgeschlossen werden, vor allem wenn man die aktuellen Zahlen der Konfliktforschung anschaut.
"Kriege können auf ganz unterschiedliche Weise enden. Sei es durch Kapitulation, einen militärischen Patt oder auch die Intervention Dritter. Eher selten kommt es vor, dass eine Kriegspartei militärisch geschlagen ist und ihre Niederlage anerkennt. Laut dem Konfliktforscher Thorsten Bonacker ist das nur bei 20 Prozent aller Kriege der Fall. Ein Beispiel ist die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Jahr 1945".
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/wie-entsteht-frieden-100.html
In Deutschland, vor allem bei uns in der JEF sollten wir endlich mal darüber nachdenken, wie man realistischerweise einen Frieden herstellen kann. Wir empfehlen das Interview mit der Friedensforscherin Thania Paffenholz .
Aber es gibt gerade in Deutschland kaum einen Dialog darüber, wie der Krieg beendet werden könnte. Das bevorzugte Szenario sind Waffenlieferungen, um mit mehr Waffen den Krieg entweder zu reduzieren oder anzuhalten. Genau hier fängt schon der Zweifel an der wissenschaftlichen Evidenz dieses Szenarios an: Wie viele militärische und sicherheitspolitische Chancen hat ein kleines Land gegen eine Großmacht wie Russland? Wie viel Geld hat Russland zur Verfügung, um diesen Krieg zu fahren? Wirken die Sanktionen? Wir wissen, dass sie nicht wirklich greifen, weil Russland neue Absatzmärkte gefunden hat. Ein alternatives Szenario wäre: Es wird verhandelt. Was heißt das aber genau? Wer verhandelt mit wem? Was soll verhandelt werden? Für uns geht es bei Verhandlungen um ein Konfliktmanagement, das nachhaltige Wege aufzeigt, wie gesellschaftliche und politische Probleme neu verhandelt werden können, sodass ein friedliches Zusammenleben in einer inklusiven Gesellschaft irgendwann möglich wird.
In den Debatten in Deutschland ist jedoch zu beobachten, dass man sich weigert, die Realität zu sehen, und sich wünscht, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Aber selbst wenn das so sein sollte: Was passiert dann? Die Realität ist: Es geht in diesem Konflikt nicht nur um die Ukraine, sondern um die Neuregelung der Beziehungen zwischen Westeuropa, Amerika und Russland. Die Ukraine sitzt dazwischen. Früher saß Deutschland dazwischen. Möchte Deutschland aus der eigenen Vergangenheit nichts lernen? Deutschland befand sich in dieser Situation über 50 Jahre lang und hat deswegen gesagt: Wir können gar nicht anders als eine friedenspolitische Haltung haben und zwischen Ost und West vermitteln, denn sonst bekommen wir in Deutschland ein Problem. Das hat funktioniert und uns Frieden beschert. Jetzt aber werden für die Ukraine andere Regeln gesetzt. Das ist eigentlich nicht logisch.
Quelle: https://www.duz.de/beitrag/!/id/1545/kriege-enden-meist-am-verhandlungstisch
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