Veranstaltung: | JEF Bundeskongress 2024 |
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Antragsteller*in: | JEF NRW (dort beschlossen am: 04.09.2024) |
Status: | Geprüft |
Antragshistorie: | Version 7 |
IA10: Gemeinschaft stärken – Hass bekämpfen: Für eine aktive Auseinandersetzung unseres Verbandes mit dem Thema jüdisches Leben und Antisemitismus
Antragstext
Die Europawahl am 9. Juni 2024 hat auf eindringliche Weise gezeigt, wie stark
sich unsere Gesellschaft spaltet und polarisiert. Diese Polarisierung betrifft
nicht nur Deutschland, sondern ist auch in anderen europäischen Ländern deutlich
spürbar. Extremistische Positionen gewinnen zunehmend an Boden und die daraus
resultierenden destruktiven Haltungen führen immer öfter zu handfesten Taten.
Polarisierung und Hetze treiben Menschen dazu, politisch motivierte Gewalt
auszuüben. Angriffe auf Politiker:innen, Ehrenamtliche und Menschen
unterschiedlichen Glaubens nehmen zu. Besonders im Rahmen des Europawahlkampfes
haben wir in Deutschland eine Welle der Aggression und Gewalt erlebt, die uns
zutiefst erschüttert.
Vor allem aber besorgniserregend ist die Zunahme antisemitischer Angriffe. Seit
dem Terrorangriff der Hamas auf Israel verzeichnete Statista allein im Zeitraum
vom 07. Oktober 2023 bis zum 09. November 2023 in Deutschland 994 Angriffe auf
Menschen jüdischen Glaubens.
Diese besorgniserregende Zunahme an Gewalt, Feindseligkeit und
Menschenverachtung bedroht nicht nur das friedliche Zusammenleben in unserer
Gesellschaft, sondern auch unsere Vision eines lebenswerten Europas. Als JEF
Deutschland stehen wir für ein freies, vielfältiges und tolerantes Europa, in
dem kein Mensch aufgrund seiner Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung,
Geschlechtsidentität oder politischen Überzeugungen diskriminiert werden darf.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen sehen wir es als dringend notwendig an,
unsere Haltung zu schärfen und ein klares Signal an unseren Verband nach innen,
aber auch hinsichtlich unserer Außenwirkung zu senden.
Für uns ist Europa mehr als nur eine Wirtschaftsunion! Die regelmäßigen Reisen
unserer Landesverbände in Europa zeigen uns, wie wichtig das Miteinander der
verschiedenen Kulturen und Nationen ist. Wir haben die Vorzüge der europäischen
Zusammenarbeit kennengelernt und wissen, welche Stärke die Europäische Union
durch ihre gemeinsamen Errungenschaften erreicht hat. Doch diese Stärke gerät
durch Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus zunehmend in Gefahr.
Aus diesen Gründen fordert die JEF Deutschland ihren Bundesverband auf:
Unser Verband soll sich intensiv mit dem jüdischen Leben in Deutschland und
Europa sowie mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen. Dies kann
beispielsweise im Rahmen eines Aktionsmonats im kommenden Vorstandsjahr
geschehen.
2. interkultureller Austausch mit Religionsgemeinschaften
Der Bundesverband soll Gespräche mit wichtigen Organen der Religionen führen, um
gemeinsam wichtige Punkte zu erfassen, die ein friedliches, vielfältiges
Zusammenleben der Religionen auf unserem Kontinent ermöglichen und Vorurteile
abbauen.
Begründung
Die Europawahl 2024 hat gezeigt, dass unsere europäische Gesellschaft zunehmend
gespalten ist. Die wachsende Polarisierung geht Hand in Hand mit extremistischen
Strömungen, die nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zu beobachten
sind. Diese Entwicklung bedroht das friedliche Zusammenleben und führt immer
häufiger zu Gewalt und Ausgrenzung. Die steigende Anzahl von Angriffen auf
Politiker, Ehrenamtliche sowie Menschen anderen Glaubens, wie etwa der Anstieg
antisemitischer Angriffe nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel,
verdeutlichen den Ernst der Lage.
Diese besorgniserregende Entwicklung von Extremismus, Rassismus und
Antisemitismus steht im Widerspruch zu den Grundwerten der Europäischen Union
und der JEF Deutschland. Europa versteht sich als Wertegemeinschaft, die auf
Toleranz, Freiheit und Vielfalt basiert. Es ist unsere Pflicht, diese Werte zu
verteidigen und klar Stellung gegen jede Form von Diskriminierung und Hass zu
beziehen. Durch gezielte Bildungsarbeit und interkulturellen Austausch können
wir als JEF Deutschland einen Beitrag dazu leisten, die europäische Idee zu
schützen und die Gemeinschaft zu stärken.
Der Antrag fordert deshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit dem jüdischen
Leben und Antisemitismus in Deutschland und Europa. Dies ist nicht nur
angesichts der aktuellen antisemitischen Tendenzen wichtig, sondern auch
aufgrund der historischen Verantwortung Deutschlands. Ein Aktionsmonat könnte
hier einen wichtigen Impuls setzen, um das Bewusstsein innerhalb des Verbands zu
schärfen und Solidarität zu zeigen.
Darüber hinaus soll der interkulturelle Dialog mit verschiedenen
Religionsgemeinschaften gefördert werden. Dieser Austausch ist notwendig, um
Vorurteile abzubauen und das Verständnis für unterschiedliche Glaubensrichtungen
zu stärken. Ein friedliches und vielfältiges Miteinander kann nur gelingen, wenn
Respekt und Akzeptanz im Zentrum stehen.
Die Teilnahme an den Wochen gegen Rassismus unterstreicht zudem das Engagement
der JEF Deutschland, ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
zu setzen. Als Jugendverband, der die europäische Idee vertritt, müssen wir uns
aktiv dafür einsetzen, dass Europa ein Ort der Freiheit und Gleichheit bleibt,
an dem jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Religion oder Überzeugung sicher
und willkommen ist.