Veranstaltung: | JEF Bundeskongress 2024 |
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Antragsteller*in: | LA BW (dort beschlossen am: 27.04.2024) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 30.08.2024, 17:36 |
IA4: Für eine freie Wissenschaft: Einrichtung öffentlich finanzierter europäischer wissenschaftlicher Journals
Antragstext
Das Wissenschaftssystem ist für den Erkenntnisgewinn und den Fortschritt unserer
Gesellschaft unentbehrlich. Wissen ist auch gerade für die EU eine wichtige
Ressource, weshalb es im Interesse der EU ist, den Erkenntnisgewinn zu fördern.
Dies tut sie bereits in einigen Bereichen.
Im Wissenschaftssystem sind Journals das zentrale Forum für den Austausch neuer
Erkenntnisse. Hier können Wissenschaftler:innen Studien einreichen, welche
zumeist von Peers auf ihre Korrektheit geprüft werden, um am Ende veröffentlicht
und damit der wissenschaftlichen Community zugänglich gemacht zu werden. Dabei
übernehmen Wissenschaftler:innen fast jeden Aspekt dieses Prozesses: Von der
Erarbeitung der Studien, dem Review-Prozess bis hin zu Herausgeberfunktionen in
Journals. All dies geschieht unentgeltlich.
Dieser Prozess ist jedoch auch mit Hürden verbunden, die nichts mit
wissenschaftlichen Kontrollfunktionen zu tun haben. Wissenschaftliche Journals
sind meist Verlage, die monetäre Interessen verfolgen. Oft müssen
Wissenschaftler:innen selbst Geld bezahlen, um bei ihnen publizieren zu dürfen.
Sie profitieren auch nicht von den monetären Erfolgen der Publikationen, die
ausschließlich den Verlagen selbst zufließen. Dies hindert unserer Auffassung
nach die Teilhabe besonders junger Wissenschaftler:innen. Gerade neue Trends wie
Open-Access-Journals haben diese Situation zum Teil nochmals verschlechtert, da
hier oft horrende Kosten für die Wissenschaftler:innen übernommen werden müssen.
Darüber hinaus müssen auch Universitäten hohe Kosten für Verträge mit Verlagen
aufbringen, um Zugang zu wissenschaftlichen Journals zu erhalten. Dies stellt
eine weitere Barriere für den Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen dar.
Wir fordern daher eine öffentlich finanzierte Alternative.
- Die Etablierung eines öffentlichen europäischen Wissenschaftsverlags mit
einem Kontrollgremium bestehend aus europäischen Universitäten und
Hochschulen. Dieses kann auch auf bereits bestehenden Hochschulverbänden
aufbauen. Finanziert wird dieser Verlag durch die EU und nationale
öffentliche Gelder.
- Die Struktur des Verlags und der darin veröffentlichten Journals soll sich
an den verschiedenen Fachbereichen orientieren und damit gezielt bereits
etablierten privaten Prestigejournals wie Science oder Nature Konkurrenz
machen.
- Diese Journals sollen den Standards des double-blind Peer-Reviews und den
Open Access Vorgaben folgen, wodurch alle publizierten Studien ohne
weitere Kosten öffentlich zugänglich sind. Zudem sollen keine Gebühren
erhoben werden, um in diesen Journals publizieren zu können.
- Die Sprache der veröffentlichten Studien muss auf Englisch erfolgen,
jedoch kann eine Fassung in der jeweiligen Landessprache beigelegt werden.
Hier muss sichergestellt werden, dass auch diese Fassung auf ihre
Korrektheit geprüft werden kann.
- Um den Zugang zu dieser Plattform auch jungen Wissenschaftler:innen zu
erleichtern, könnte ein gesondertes Journalformat etabliert werden, dass
unter geringeren Hürden auch die Veröffentlichung von z.B.
Abschlussarbeiten erlaubt.
Mit diesem Angebot wollen wir den wissenschaftlichen Austausch fördern,
Transparenz und Vertrauenswürdigkeit durch eine unabhängige öffentliche
Institution schaffen, die Teilhabe am wissenschaftlichen Diskurs insbesondere
für junge Menschen ermöglichen und gleichzeitig sicherstellen, dass trotz
öffentlicher Förderung keine politische Einflussnahme auf die Wissenschaft
erfolgt.
Begründung
Erfolgt mündlich.