Veranstaltung: | JEF Bundeskongress 2022 |
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Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Bundeskongress |
Beschlossen am: | 16.10.2022 |
Eingereicht: | 31.10.2022, 14:14 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Ländlichen Raum stärken: Die JEF darf kein urbanes Projekt bleiben!
Beschlusstext
Ein großer Teil der Einwohner:innen Deutschlands lebt in ländlich geprägten
Gebieten. Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie etwa die Corona-
Pandemie oder steigende Lebenserhaltungskosten in urbanen Räumen, werden auch in
Zukunft das Leben auf dem Land und den Alltag vieler Menschen bestimmen. Damit
einher gehen auch die möglichen gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten
der dort lebenden Personen. Strukturelle und ökonomische Probleme haben einen
negativen Einfluss auf die Möglichkeiten von Menschen in ländlichen Regionen,
sich gesellschaftlich zu engagieren. Als Jugendverband, der von ehrenamtlicher
Arbeit lebt und dessen Verständnis es ist, einen breiten Konsens in der
Gesellschaft für unsere Ziele aufzubauen, ist es von essenzieller Bedeutung,
diesen Umstand zu verbessern. Dafür ist es notwendig, auch in ländlichen
Gebieten für Europa zu werben, die Perspektiven und Lebenswirklichkeiten der
dort lebenden Menschen zu kennen und ihre Belange in unsere Arbeit zu
integrieren. Da es das Ziel der JEF ist, möglichst viele und besonders auch
Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zu erreichen, bieten die ländlichen
Regionen Deutschlands hier viel Potential. Ebenso ist es unser Anliegen,
europäischens Bewusstsein in allen Bevölkerungsgruppen zu schaffen.
Wir als JEF tragen mit unserem Handeln zur Verbreitung von Wissen,
Ressourcen und Kompetenzen unserer europäischen Werte und Ideen in
ländlichen Regionen bei.
Wir achten darauf, dass wir mit unseren Aktionen und Projekten den
ländlichen Raum erreichen und integrieren. Dafür möchten wir auch gerne
mit lokalen Akteur:innen zusammenarbeiten und passende Formate entwickeln,
um ländliche Bevölkerung auch ideell, organisatorisch und inhaltlich zu
erreichen.
Wir fordern eine Initiative der Bundes- und Landesebene zur Unterstützung
der Kreisverbände, um Konzepte und strukturelle Maßnahmen zu erarbeiten
und den Austausch zwischen Stadt und Land zu fördern. Dazu zählt zum
Beispiel auch die finanzielle Unterstützung von Projekten und
Veranstaltungen im ländlichen Raum.
- Die Fortschritte der selbstgesteckten Ziele zur Aktivierung des ländlichen
Raumes sollen jährlich überprüft und schriftlich innerhalb eines
verstetigten Jahresberichts zur Verbandsentwicklung festgehalten werden.
Begründung
Diversität lässt sich durch verschiedene Marker feststellen. Soziale Herkunft
und der Lebensort sind Aspekte dieser. Die JEF ist im ländlichen Raum aus
unterschiedlichen Gründen, meist aufgrund fehlender Netzwerke, wie etwa ein
fehlendes strukturiertes universitäres und akademisches Umfeld, wenig sichtbar
und präsent. Da unsere verbandliche Arbeit aus den Initiativen unserer
Mitglieder entsteht, hat dies entscheidende Konsequenzen. Aktionen der JEF aber
auch unsere Strukturen vor Ort konzentrieren sich deshalb meist auf Großstädte
und einen studentischen, akademischen und urbanen Alltag. Ferner haben diese
Strukturen auch Folgeeffekte auf die Mitgliedergewinnung, die nicht zu einer
Diversifizierung unserer Mitglieder beitragen, sondern eher existierende
Strukturen zementieren.
Durch eine gleichberechtigte Einbindung der ländlichen Regionen in unsere
Aktivitäten und dem aktiven Aufbau von verbandlichen Strukturen in diesen Räumen
leisten wir einen Beitrag zu einem wahrhaft föderalen „Europa der Regionen“,
anstatt sich auf das Narrativ zu stützen, Europa finde man nur in Brüssel.
Häufig wird das Bild Europas von Begriffen und Konzepten wie „Elitenprojekt“,
„Bürgerferne“ und „Technokratie“ dominiert. Um dieses Bild und diese Perspektive
zu verändern, sollte es unser Ziel sein, in Zukunft auch die Gründung von
Kreisverbänden der JEF in nicht urban geprägten Gegenden zu unterstützen.
Weiterhin sollen dort lebende Europa-Interessierte und pro-europäisch
eingestellte Jugendliche und junge Erwachsene dazu ermutigt und unterstützt
werden, sich europapolitisch zu engagieren. Denn wenn wir Europa als
demokratisch und föderal begreifen, dann müssen wir alle mitnehmen - gerade auch
das Land! Ferner sollte unser Verband dies bei seiner Arbeitsweise mitbedenken
und wo nötig Verbandsstrukturen auf Vereinbarkeit mit ländlichen Gegebenheiten
hin prüfen und falls erforderlich diverser ausgestalten.
Als föderaler und demokratischer Verband sollten wir als JEF nicht nur urban
erreichbar sein, sondern auch ländliche Regionen von einem föderalen Europa
überzeugen und aktiv in unsere Aktionen - zielgruppengerecht und wo möglich
gemeinsam mit lokalen Akteur:innen - in die inhaltliche Konzeption eines
geeinten Europas miteinbeziehen.