Veranstaltung: | JEF Bundeskongress 2021 |
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Antragsteller*in: | Junge Europäer - JEF Baden-Württemberg e.V. (beschlossen am: 15.05.2021) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 13.09.2021, 09:52 |
IA2: Harmonisierungsprozess im Europäischen Hochschulraum durch Anpassung der deutschen Semesterzeiten abschließen
Antragstext
Die Vernetzung und Harmonisierung der Hochschulen in der Europäische Union
stellt eine der größten Errungenschaften der Europäischen Staatengemeinschaft
dar. Dennoch ist dieser Harmonisierungsprozess im Europäischen Hochschulraum
immer noch nicht abgeschlossen, woran insbesondere auch Deutschland einen großen
Anteil hat. Wir Jungen Europäischen Föderalisten fordern daher die
Bundesregierung und die Landesregierungen der Bundesländer zur Umsetzung
folgenden Punktes auf:
Begründung
In fast allen Ländern des Europäischen Hochschulraums beginnt das Wintersemester
eines jeden Hochschuljahres Anfang September und das Sommersemester Anfang März,
bei bestehenden Trimestern in Irland und den Niederlanden mitunter sogar noch
früher. In Deutschland herrscht dagegen weiterhin ein Vorlesungsrhythmus vor,
welcher Anfang Oktober und Anfang April beginnt. Im Zuge der Bologna-Reform
bestand 2007 allerdings die Möglichkeit, auch die Semesterzeiten an deutschen
Hochschulen zu harmonisieren, doch die geplanten Reformen der
Hochschulrektorenkonferenz wurden nach Protesten der Hochschulen, Lehrkräften
und Studenten zurückzugezogen. Durch dieses deutschen Semesterzeiten bleibt das
Bologna-System allerdings unvollkommen und der europäische Bildungsmarkt voller
Austauschhemmnisse, wodurch die grenzenlose Mobilität von Studenten und
Wissenschaftlern gehemmt wird. In Deutschland haben von den staatlichen
Universitäten bisher nur die Universität Mannheim den Beginn des Wintersemesters
den europäischen Semesterzeiten angepasst. Die dadurch entstehende verkürzte
Bewerbungsfrist zwischen Abitur und früherem Semesterbeginn konnte die
Universität Mannheim durch Online-Bewerbungen zudem erfolgreich meistern.
An allen weiteren deutschen staatlichen Universitäten entsteht durch diesen
bestehenden Semesterzyklus allerdings eine Problematik. Denn die
überschneidenden Semesterzeiten führt dazu, dass viele deutsche Universitäten
ihren Studierenden Erasmus-Austauschprogramme ausschließlich im Wintersemester
anbieten, da sich in Deutschland die im Februar stattfinden Prüfungen des
Wintersemesters mit dem Vorlesungsbeginn im europäischen Ausland überschneidet,
welcher Anfang Februar, nicht selten sogar schon Ende Januar beginnt. Aus dem
gleichen Grund wird ausländischen Erasmus-Studierenden umgekehrt oftmals nur ein
Austausch im Sommersemester angeboten. Dabei bleiben Studierenden an deutschen
Universitäten mitunter viele Sommer- und Sprachkurse im Ausland verwehrt,
wohingegen ausländische Studierende diese bei einem Auslandssemester an einer
deutschen Universität wahrnehmen können. Für eine Veränderung dieser bestehenden
Situation ist daher eine europäische Harmonisierung der Semesterzeiten an
deutschen Hochschulen erforderlich.
International harmonisierte Semesterzeiten wären allerdings nicht nur für
Studierende, sondern auch für Lehrbeauftragte und Koordinatoren an den deutschen
Universitäten sinnvoll. Durch die Harmonisierung würde auch deren ausländische
Forschungssemester einen geringeren Aufwand mit sich bringen, denn derzeit gehen
diese mitunter noch mit einer erforderlichen Freistellung von
Lehrverpflichtungen an der heimischen Universität einher, sind nur in engen
Zeitfenstern möglich und gleichen oftmals einem administrativen Balanceakt.
Zudem spricht allein von den Jahreszyklen her viel für andere Semesterzeiten mit
Prüfungen im Juni und Dezember. Denn einerseits kann nach einem reibungslosen
Vorlesungsbetriebs mit erfolgreich abgeschlossener Prüfungen Weihnachten
deutlich mehr genossen werden und andererseits eignet sich der Juli
erfahrungsgemäß besser für außeruniversitäre Aktivitäten als für die Vermittlung
von akademischen Inhalten. Deshalb benötigt es nicht um die Harmonisierung
willen neue Vorlesungszeiten, die bundesweit einheitlich von März bis Juni und
von September bis Dezember gehen. Sondern weil sich Deutschland einen nationalen
Sonderweg in Europa leistet, von dem niemand profitiert.